Historie – Die Geschichte der KUFA

Die Offene Behinderten Arbeit (OBA) der Lebenshilfe Bamberg e.V. setzt sich seit 1987 für Teilhabe von Menschen mit Behinderung in Freizeit, Sport und Kultur ein. Obwohl Kunst und Kultur zu dieser Zeit in der Behindertenhilfe kein Thema war, veranstaltetet die OBA bereits 1992 die  „1. Bamberger Behinderten Kulturtage“. 32 Jahre nach dem Start der OBA und 10 Jahre nach Unterzeichnung der UN- Behindertenrechtskonvention, hat die OBA nun 2019 mit der Eröffnung der Kulturfabrik KUFA als inklusives soziokulturellem Zentrum viele Forderungen der UN-BRK zum Bereich Kunst und Kultur erfolgreich in die Praxis umgesetzt.

1992

 

Bereits 1992 organisierte die OBA unter dem Namen „1. Bamberger Behinderten Kulturtage“ die ersten Kunst- und Kulturveranstaltungen von Menschen mit Behinderung in Bamberg.

 

Schon damals hieß es im Programmheft: „Steigen Sie ein in ein einzigartiges Kultur-Karussell. Menschen mit Behinderung werden zeigen, dass sie nicht immer nur hilfsbedürftige Menschen sind, sondern selbst aktiv das gesellschaftliche Leben mitgestalten können und einen Beitrag zur kulturellen Vielfalt leisten, wenn sie dazu die Chance erhalten. Mit diesen Kulturtagen haben wir uns das Ziel gesetzt, Künstlern mit Behinderung ein Forum zu geben, um ihr Schaffen in den verschiedenen künstlerischen Bereichen einer größeren Öffentlichkeit vorzustellen. Wir hoffen, dass von den Veranstaltungen Impulse für ein gleichberechtigtes Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung ausgehen werden und Sie die Erkenntnis mit nach Hause nehmen, dass Behinderung nicht gleichzusetzen ist mit Kummer, Leid und Elend, sondern sehr wohl auch etwas zu tun hat mit Spaß, Lebenskunst und Lebensfreude.“

 

Bemerkenswert ist auch, dass die OBA diese Kulturtage mit Menschen mit Behinderung organisierte und dazu ein gemeinsames Planungswochenende in einem Tagungshaus durchgeführt hat.

 

Ein Teilnehmer mit Behinderung schrieb dazu: „Die Organisation erfordert einen riesen Aufwand und kostet uns die Nerven. Manchmal sind wir schon am Verzweifeln, denn diese Vorbereitung ist für uns sehr schwierig, macht uns aber trotzdem allen Spaß. Jetzt hoffen wir, dass alles glatt geht und recht viele gutgelaunte Besucher kommen. Wir hoffen auf mindestens 10.000 für das Open Air.“

 

Natürlich kamen zum „Open Air“ auf die Bamberger Jahnwiese keine zehntausend, aber die tausend Besucher die da waren, feierten die Bands „Honey Swett the 7 up’s“ aus Erlangen, die „GHW-Combo“ aus Kassel sowie „Jumping Jack“ aus Öttingen, alles „Inklusionsbands“ wie man heute sagen würde mit großer Begeisterung. Ein weiterer Programmpunkt war, die aufrüttelnde Autorenlesung „Tödlicher Zeitgeist“ des 1997 verstorbenen rollstuhlfahrenden Mitgründers der „Krüppelbewegung“ Franz Christoph. Christoph trat dafür ein „sich von der Anpassung an Nichtbehinderte zu befreien“ und wollte die „nichtbehinderte Öffentlichkeit mit ihren eigenen Unzulänglichkeiten konfrontiert“ sehen. Höhepunkt des Festivals war der umjubelte Auftritt des „Münchner Crüppel Cabaretts“ mit dem Stück „Mit Rolllust krückwärts“. Die Truppe, in der behinderte und nichtbehinderte Künstler gleichberechtigt zusammenarbeiten, brachte hochklassiges Kabarett mit scharfgewetzter Satire aufs Parkett.

1998

 

1998 startete die OBA im Bamberger Lichtspielkino die Kurzfilmreihe „Aus anderer Sicht“ mit internationalen Kurzfilmen, die sich auf sehr unterschiedlichste Weise mit dem Thema Behinderung auseinandersetzten. 


In Zusammenarbeit mit der „Arbeitsgemeinschaft Behinderung und Medien“ aus München wurde eine eigene Kurzfilmrolle zusammengestellt, die beim Publikum große Beachtung fand.

2003

 

Im Rahmen des „Europäischen Jahres der Menschen mit Behinderung“ veranstaltete die OBA dann 2003 ihr zweites großes Kulturfestival.

Hier hieß es im Programmheft: „Die Fülle des Programmangebotes über Film, Ausstellung, Kabarett, Diskussion und Begegnung schöpft seine Qualität aus anderen Blickwinkeln, aus anderen Erfahrungen und aus unverstellten direkten Ausdrucksweisen. Behinderung wird nicht als Defizit, sondern als Herausforderung für das Leben und die Welt der Nichtbehinderten gesehen. So zeigt sich immer mehr, dass die Sichtweisen behinderter Menschen oftmals die Normen und Normalitäten unserer Gesellschaft in Frage stellen und dies der Gesellschaft insgesamt gut tut.“ Mit Fotoausstellung, Podiumsdiskussion, Kabarett und dem Kurzfilmfestival stellte die OBA klar, dass Kunst und Kultur von Menschen mit Behinderung notwendig und unverzichtbar für eine humane und vielfältige Gesellschaft ist.

2007

 

Unter dem Titel „JubilOBA – 20 Jahre gemeinsam verschieden“ wurde 2007 das dritte Kulturfestival zum 20-jährigen Jubiläum der OBA durchgeführt.

 

Neu war dieses Mal, dass die Kulturveranstaltungen über das Jahr verteilt stattfanden.

Unter dem Motto „Offenheit- Begegnung-Akzeptanz“ sollte das Festival über den Bereich der Kultur, die Begegnung und Integration fördern und Spaß am gemeinsamen kulturellen Erleben machen. Inzwischen hatte auch die OBA eine Theatergruppe mit Schauspielern mit und ohne Behinderung geründet und führte beim Kulturfestival mit großem Erfolg unter Leitung von Mike Wolf das Theaterstück „Die Schatzinsel“ auf. Aber auch das dritte Kurzfilmfestival, eine Modenschau und Rockkonzerte, unter anderem mit der inklusiven Band „Station 17“, sorgten für eine Bereicherung des Kulturlebens der Stadt Bamberg.

2012

 

Im Jahr 2012 organisierte die OBA Dank der Kultur-Förderung von Aktion Mensch das bisher größte inklusive Kulturfestival in Bamberg. Unter dem Titel: „OBA Kulturfestival 2012 – Das faszinierende Kunst und Kulturfestival der besonderen Art. „Originell-Begeisternd-Außergewöhnlich“ wurden dreizehn Veranstaltungen durchgeführt. Eingeladen waren Deutschlands bekannteste Inklusions-Theatergruppen wie die Theatercompagnie „Ramba Zamba“ aus Berlin mit dem Stück „Mongopolis – Fisch oder Ente –Wer sind die Guten?“ und das Theater „Thikwa“ mit dem Stück „Sturzflug – Lachforschung nach Texte n von Karl Valentin. Aber auch die OBA Theatergruppe wurde immer professioneller und hatte aus Texten von Georg Paulmichl unter Leitung von Harald Rink und Mike Wolf das Theaterstück „Vom Augenmaß überwältigt!“ entwickelt und aufgeführt. Auch Nora-Eugenie Gomringer, Lyrikerin und Direktorin des Internationalen Künstlerhauses Villa Concordia, wirkte mit Lesung und Schauspiel beim Theaterstück mit.

 

Weitere Highlights waren das Kurzfilmspezial „Aus anderer Sicht“ diesmal im Rahmen der „Bamberger Kurzfilmtage“ und in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Verein „LOOK & ROLL“, das integrative Rockfestival „Bands & Bratwörschd“, der Kunstausstellung „Big Bam Boom“ in Zusammenarbeit mit „akku“, dem Verband zur Förderung von Künstlerinnen und Künstlern mit Autismus sowie der Lesung „Erträumte Paradiese“ von Autorinnen und Autoren des Magazins „Ohrenkuss“. Ausgerichtet am Inklusionsgedanken gelang es der OBA, dass die Veranstaltungen an den vertrauten kulturellen Orten der Stadt Bamberg stattfanden, wie dem E.T.A. Hoffmann Theater, Historisches Museum, Lichtspielkino, Volkshochschule, Jahnwiese und auf der Landesgartenschau.

 

Da nahezu alle Veranstaltungen ausverkauft waren und es viele positive Reaktionen gab, bestätigte sich der Satz aus dem Programmheft in dem es hieß: „Wer inklusive Kunst und Kultur mit Offenheit begegnet, wird mit vielen neuen Einsichten und Eindrücken belohnt werden.“ Spätestens mit diesem Festival war Kunst und Kultur von Menschen mit Behinderung als gleichwertige, anspruchsvolle und unterhaltsame Kultur in Bamberg angekommen.

2014

 

Für die OBA war das erfolgreiche Kulturfestival 2012 der Startschuss, um nachhaltig und verstärkt Menschen mit Behinderung den aktiven Zugang zu Kunst und Kultur in Bamberg zu ermöglichen. Dafür startete die OBA 2014 das Aktion Mensch Projekt „Inklusive Kulturwerksatt“.

Ziel des Projektes ist es kreativen Menschen mit Behinderung Chancen und Möglichkeiten zu eröffnen, ihre künstlerischen Fähigkeiten auszubilden, zu entwickeln und gemeinsam mit ehrenamtlich engagierten Menschen in die Öffentlichkeit zu bringen. In dem Projekt werden die künstlerischen Bereiche Bildende Kunst, Theater, Musik, Literatur, Medien und Tanz angeboten. Das Projekt will Kunst und Kultur von Menschen mit Behinderung vom Rand in die Mitte der Gesellschaft tragen und aufzeigen, welche besondere kreative Kultur durch ein Miteinander möglich ist.

 

 

Gemeinsam mit künstlerisch interessierten Menschen ohne Behinderung entstanden so die inklusiven Kulturgruppen „Wackelkontakt“ (Tanz), „TOBAK“ (Theater), „RambaZamba“ und „Hörsturz“ (Percussion), „Sleeping Ann“ (Band), „Auftakt“ (Chor) und „Atelier Lebenskunst“ (Bildende Kunst).

2015

 

Die „Inklusive Kulturwerkstatt“ entwickelte sich zu einem vollen Erfolg. Als größtes Problem erwiesen sich allerdings die schlechten Probebedingungen in den Lebenshilfe Räumlichkeiten (mal die Schulaula, mal ein Klassenzimmer, mal ein Besprechungsraum). Verbessert wurde die Situation durch ein älteres kleines Fabrikgelände der Firma Gnatz, das von der Lebenshilfe in der Ohmstraße 3 angekauft wurde. Hier durften wir ab 2015 provisorisch die Produktionshalle für unsere Proben nutzen. Sehr schnell entstand die Idee, diese Halle zu einem inklusiven Kulturzentrum umzubauen. Nach dem Gewinn von Sponsoren für den Umbau (Dr. Robert Pfleger Stiftung, Oberfrankenstiftung und Aktion Mensch) gab die Vorstandschaft der Lebenshilfe, unter der Geschäftsführung von Herrn Hofmann grünes Licht für den 1,5 Millionen teuren Umbau.

2016

 

Am 05.10.2016 stellten wir bei einer Start Up Kulturveranstaltungen in der alten Gnatz-Halle die Umbaupläne zur Kulturfabrik KUFA vor. Geplant wurde ein „Haus der künstlerischen Vielfalt“ für professionelle Probe- und Trainingsmöglichkeiten aber auch für Auftrittsmöglichkeiten.

2017

 

Zum 30-jährigen Jubiläum der OBA veranstalteten wir 2017 ein weiteres großes 

inklusives Kulturfestival. Auf Grund der positiven künstlerischen Entwicklung der „Inklusiven Kulturwerkstatt“ wurden diesmal viele Programmpunkte mit Akteuren aus der eigenen Kulturarbeit bestritten.

 

 Eindeutiger Höhepunkt war dabei das spartenübergreifende Theaterstück „Mensch Odysseus“ in dem alle Kulturgruppen mit eingebunden waren. Ein weiteres Highlight war die Ausstellung „LebensKUNST“ im Kesselhaus, die zeitgenössische Kunst von Künstlerinnen und Künstlern mit und ohne Behinderung aus der Region Bamberg präsentierte. 

 

Auch das Kurzfilmspezial „Aus anderer Sicht“ fand erneut im Rahmen der Bamberger Kurzfilmtage statt und hatte diesmal mit den Kurzfilmen „Darf ich so bleiben wie ich bin“ und „Just Running“ zwei eigene Filmproduktionen dabei. 

 

Als lautstarken Abschluss des OBA Kulturfestival 2017 wurde das Rockfestivals „Bands und Bradwörschd“ mit tollen Bands, bei denen natürlich auch unserer Musikgruppen mit dabei waren, organisiert.

2018

 

Um nicht nur Talenten mit Behinderung den Zugang zu Kunst und Kultur zu ermöglichen, wurde 2018 das Aktion Mensch Projekt „Inklusive kulturelle Bildung“ gestartet.

 

Ziel der inklusiven kulturellen Bildung ist es, in einer Art Breitenförderung interessierten Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und Senioren mit und ohne Behinderung die Möglichkeit zu geben in verschiedenen künstlerischen Feldern aktiv zu werden.

2019

 

Im November 2019 war es dann endlich soweit. Die Kulturfabrik KUFA öffnete mit einem fulminanten Programm ihre Türen. Nach der offiziellen Einweihung bei dem sich alle Kulturgruppen vorstellten, konnten die Bamberger Bürgerinnen und Bürger die KUFA bei einem kulturellen Tag der Offenen Tür kennen lernen.

 

 Weitere Programmpunkte waren eine Eröffnungsparty mit den inklusiven Bands „Mosaik“ und „Sleeping Ann“ sowie die Premiere des Theaterstück „SANDASIE“ der inklusiven Theatergruppe „Tobak“. Zum Abschluss der Veranstaltungsreihe wurde bei einer Podiumsdiskussion diskutiert, welche Teilhabemöglichkeiten Menschen mit Behinderung durch die UN-Behindertenrechtskonvention und das Bundesteilhabegesetz im Bereich der kulturellen Teilhabe erhalten.

 

Ein Traum ist in Erfüllung gegangen und so bietet das soziokulturelle Zentrum KUFA nun als bundesweites Leuchtturmprojekt Menschen mit und ohne Behinderung die Möglichkeit, ihr kreatives Potential in den Bereichen Bildende Kunst, Theater, Tanz, Literatur, Medien und Musik zu entfalten.